Die Axillaausräumung
Die Frage, ob es sich um eine nodalpositive (mit Befall der Lymphknoten) oder nodalnegative (ohne Befall der Lymphknoten) Brustkrebserkrankung handelt, stellt einen wichtigen Prognosefaktor mit grossem Einfluss auf den Behandlungsentscheid dar. Bis zur Validierung der Sentinel-Lymphknoten-Technik stellte die Axillaausräumung die Regel dar. Eine Axillaausräumung wird immer dann vorgenommen, wenn die Lymphknoten klinisch befallen sind oder wenn eine Metastase des Sentinel-Lymphknotens vorliegt (wobei dieser letztere Fall umstritten ist). Dieses Verfahren besteht aus einer infra- und retropektoralen Lymphadenektomie.
Es gilt als erwiesen, dass die Dissektion der Lymphknoten auf Ebene I und II ausreicht und nützliche Informationen zur Unterstützung der systemischen Behandlung liefert. Mit dem Verzicht auf eine Dissektion auf Ebene III lässt sich die Anzahl und Heftigkeit der Lymphödeme der oberen Gliedmassen (Oberarme) verringern.
Bei Axiallaausräumungen auftretende Komplikationen wie angeschwollene Oberarme, Schmerzen oder auch Parästhesien unterschiedlicher Intensität treten in rund 25% der Fälle auf.
Der Sentinel-Lymphknoten (Wächter-Lymphknoten)
Seit den 1990-er Jahren hat sich die Biopsie des Wächter-Lymphknoten zur massgeblichen Behandlung in der Stadienbestimmung (Staging) der Achselhöhle entwickelt. Hierbei geht es darum, den ersten Filter einer potenziellen Metastase zu identifizieren. Ein Marker (Te99, selten ein Farbstoff mit dem Namen Blue Dye) wird einige Stunden vor dem Eingriff rund um den Tumor und die Brustwarze injiziert. In der Folge migriert er über die Lymphgefässe zum ersten Lymphknoten im Abflussgebiet des Primärtumors. Der/die somit radioaktiven Lymphknoten werden mit einem Geigerzähler geortet, entfernt und intraoperativ durch den Pathologen analysiert.
Wenn der Wächter-Lymphknoten keine Metastasen aufweist, ist mit einer Fehlerquote von 6-12% davon auszugehen, dass die übrigen Lymphknoten in der Achselhöhle ebenfalls keine Metastasen aufweisen.
Die Prognose anhand von Wächter-Lymphknoten wurde dank der im Vergleich zur Auxillaausräumung eingehenden pathologischen Analysen verbessert.
Diese Methode ist für die Patientinnen wesentlich vorteilhafter, da Komplikationen wie Parästhesien und Lymphödeme der Arme seltener auftreten (5% aller Fälle gegenüber 25% der Fälle bei Axillaausräumungen).
Derzeit hat sich diese Methode bei grossen Tumoren, multifokalen Tumoren sowie in bestimmten Fällen mit neoadjuvanter Chemotherapie bewährt. Bei multizentrischen Krebserkrankungen scheiden sich die Meinungen zu ihrer Nützlichkeit. Bei lokal fortgeschrittenen Neoplasien oder klinischem Befall der Achselhöhle ist dagegen auf die Wächter-Lymphknoten-Technik zu verzichten und eine Axilladissektion durchzuführen.